Foto: Saebens (C) Ostfriesisches Landesmuseum, Emden
Vom 15.03.2008 bis zum Ende der Saison am 31. Oktober 2008 war im Torf- und Siedlungsmuseum eine Sonderausstellung über das ehemalige Torfkraftwerk zu besichtigen. Etta Bengen, die das Museum als Museumspädagogin seit einigen Jahren berät, hat die Ausstellung organisiert. Die Ausstellung hat den Titel “Ein besonderer Blick”. Mittelpunkt der Ausstellung sind Fotos des Worpsweder Foto-Künstlers Hans Saebens. Dieser war in den 30er Jahren von der Kraftwerksleitung mit einer Fotodokumentation über das Werk und seine Mitarbeiter beauftragt worden. Die Negative von Hans Saebens befinden sich im Besitz des Ostfriesischen Landesmuseums, Emden, das sie dem Torf- und Siedlungsmuseum für diese Ausstellung kostenlos zur Verfügung gestellt hat.
Die Fotos hängen auf langen Bannern angebracht im Raum und sind mit Dingen mit Bezug zur damaligen Zeit ausgestellt - die Arbeit im Moor, den Gewächshäusern und der Landwirtschaft.
Die schwere Arbeit im Moor wird veranschaulicht, wo der gebaggerte und gepresste Torf in so genannten Stuken (li. im BIld) zum Trocknen aufgetürmt wurde. Der trockene Torf wurde dann mit solchen Tragekästen, den so genannten Kreiten (re.) , zu den Feldbahnen gebracht, mit denen er dann zum Kraftwerk befördert wurde. Natürlich ist bei solch schwerer Arbeit auch mal eine Pause nötig gewesen. Man saß auf aus Torfsoden bestehenden Bänken und erhitzte das Teewasser im direkt auf dem Torffeuer stehenden Kessel, oft hinter einem Windschutz versteckt, damit die Glut des Feuers nicht auf das Torffeld geweht wurde.
Ein so genannter Sonnenhut ist ausgestellt, wie ihn die Frauen bei der Feldarbeit oder im Torf getragen haben - siehe Foto ganz oben. Das Tuch wurde mit länglichen Pappstreifen versteift. Ganz schlaue nahmen Sperrholzbrettchen von Zigarrenkisten zum Versteifen, das hielt besser bei Regen. Neben dem, was oben drüber getragen wurde, findet man auch das, was unten drunter getragen wurde. Sicher schön warm bei der Arbeit im zugigen Moor. Allerdings wurden die Sonnenhüte vorwiegend in der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg bis etwa in die 50er Jahre getragen, die ausgestellte Unterwäsche erst so in den 60er und folgenden Jahren.
In der gleichen Vitrine liegt auch das Buch “Land im Wandel. Ostfriesland”. Hans Saebens gestaltete dieses Buch. Die Fotos zeigen Ostfriesland in den 60er Jahren. Das Buch erschien 1968. Saebens verstarb 1969 im Alter von 74 Jahren, sein Buch über Ostfriesland war wohl seine letzte größere Arbeit. Auch in diesem Buch sind Bilder von Wiesmoor zu finden.
Der Tante-Emma-Laden, wie er in der Zeit vor den Supermärkten bis in die 60er Jahre üblich war, ruft den älteren Bürgern Wiesmoors, aber auch anderen Besuchern des Museums gleichen Alters, vergessene Jugenderinnerungen ins Gedächtnis zurück. Reklameschilder, lose Bonbons, Papiertüten für lose Ware - alles lange vergessen - jetzt wieder gegenwärtig!
In den danach aufkommenden Selbstbedienungsläden waren die Einkaufswagen noch deutlich kleiner als heute. Dieser Wagen ist vom Kaufhaus Behrends aus dem Eröffnungsjahr 1971!
Die ebenfalls im Aufbau befindliche Stellmacherei wird aber nicht Bestandteil der Sonderschau bleiben, sondern zur Dauerausstellung im Torf- und Siedlungsmuseum gehören.
Stellmacher Johann Martens steht hier bei einer Bandsäge aus dem Jahr 1927, die nach Aufarbeitung wieder tadellos funktioniert. Ihm fehlt jetzt noch eine einzige Maschine, um eine komplette Stellmacherei vorzeigen zu können. Die gesuchte Maschine wird benötigt für die Herstellung von Radnaben. Mit ihr kann man bohren, fräsen, stemmen und drechseln.
Wünschen wir diesem begeisterten Mitarbeiter und dem Museum, dass sein Traum in Erfüllung geht! Stellmacher waren die Handwerker, die im dörflichen Umfeld Wagen, Räder und weitere hölzernen Artikel des täglichen Bedarfs herstellten.
Es kann nachgetragen werden, dass die gesuchte Maschine inzwischen im Besitz des Museums ist!
Also, machen Sie einen Besuch des Museums zu einem unvergesslichen Teil Ihres Wiesmoor-Aufenthalts! Einheimische sind übrigens auch willkommen!
Insidertipp: Wann immer Sie Fragen haben, sprechen Sie einen Museumsmitarbeiter an. Sie alle sind ehrenamtlich tätig und freuen sich, wenn Anteil an ihrem Leben - und Teile dessen werden hier ausgestellt - genommen wird und berichten gerne darüber!
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