Klootschießen
Der Ursprung des Klootschießens ist nicht bekannt. Möglicherweise wurde es während der Christianisierung durch irische Mönche im 9. Jahrhundert in Friesland, danach Ostfriesland und Nordfriesland, verbreitet. Vielleicht ist das Klootschießen aber noch wesentlich älter. Der römische Historiker Tacitus hat schon von Friesen berichtet, die als Verteidigungswaffe gebrannte Lehmkluten eingesetzt haben sollen. Wie auch immer, urkundlich erwähnt ist der Friesensport schon vor mehreren Jahrhunderten. Auch wurde er schon immer als Wettkampf ausgeübt, wobei meist zwei Dörfer gegeneinander antraten. Die Mannschaften bestanden aus jeweils 5 - 7 Werfern, die von den Bahnweisern und den Dorfbewohnern als Käkler und Mäkler (Zuschauer) lautstark unterstützt wurden und auch heute noch werden. Üblicherweise wurde das Klootschießen im Feldkampf als Wintersport ausgetragen. Da konnte der Kloot auf dem hartgefrorenen Boden nach dem Aufprall noch weiter rollen. Als Schutz vor der Kälte wurden hochprozentige Getränke verzehrt. So gab es im Umfeld auch häufig durch Trunkenheit verursachte Händel. Als das Überhand nahm, verboten die ostfriesischen Grafen mehrfach das Klootschießen, woran sich aber wohl niemand hielt.
Auch heute noch ist das Klootschießen verbreitet, wurde aber durch seine auf den inzwischen entstandenen Straßen zu betreibende Variante, das Boßeln, in der Beliebtheit verdrängt.
Boßeln
Nachdem die ersten Straßen befestigt waren, kam man schnell dahinter, dass man hier vorzüglich den Friesensport ausüben konnte. Aus dem Kloot wurde der Straßenboßel entwickelt und mit änlichen Regeln wie beim Klootschießen wurde auf den Straïßen gespielt.
Der Boïßelsport ist in der Technik mit einer leichtathletischen Wurfdiziplin zu vergleichen, wobei die Technik leicht zu erlernen ist.
Das Straßenboßeln wird als Stand oder Streckenwerfen durchgeführt und kann als Einzel oder Mannschaftswerfen veranstaltet werden. Das Wurfgerïßt besteht aus "Gummi" oder "Holz" mit einem Durchmesser von 9 - 12,5 cm. Anstelle der Holzboßel wird heutzutage ein Boßel aus Kunststoff verwendet. Weitere Ausstattung für den Boïßelsport sind der Krabber zum Suchen der Boßel in den Gräben, Boßeltasche zum Transport der Kugeln und Lappen zum säubern und zum Befeuchten der Boßel. Empfehlenswert sind festes Schuhwerk und wetterfeste Bekleidung, da auch bei Regen und Kälte geboßelt wird.
Zum Boßeln gehört eine schriftliche Genehmigung der Gemeinde oder des Landkreises, je Werfergruppe eine rote Fahne, damit der Verkehr gewarnt werden kann und ein Schild "Achtung" mit dem Zusatz "Boßelspiel" am Anfang und bei der Wende der Wurfstrecke.
Der Werfer hält die Wurfhand mit der Boßelkugel waagerecht zum Körper. Während er sich mit steigender Geschwindigkeit der Abwurfmarke nähert, läßt er die Wurfhand wie ein Pendel neben sich schwingen.
Wichtig ist dabei der Abstand zum Körper. Ist er zu weit gewählt, wird der Wurf ungenau; kommt die Hand an den Körper, gibt es blaue Flecken und der Boßel fällt aus der Hand.
Der Werfer erreicht die Abwurfmarke. Er stemmt den Fuß auf der Seite des Wurfarmes in den Boden, läßt dabei die Wurfhand nach vorne schnellen und gibt den Boßel frei. Der Arm sollte gerade gehalten werden, damit ein genaues und rasantes Werfen möglich ist.
(aus der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des BV ”Driev Up”, Wiesmoor)
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