Im 17. und 18. Jahrhundert waren die Niederländer und Briten bedeutende Seefahrernationen, die von ihren Reisen nach Fernost den Tee nach England und Holland brachten. Wegen der engen Verbindungen zu den Niederlanden wurde Tee alsbald auch in Ostfriesland bekannt. Anfänglich konnten sich nur die besser gestellten Ostfriesen dieses Genußmittel leisten. Die Pastoren der Dörfer und Gemeinden plädierten für die Verbreitung von Tee in der gesamten Bevölkerung, um dem Alkoholmissbrauch entgegenzuwirken. Ein weiterer Grund für die breite Akzeptanz des Tees war, dass durch seine Anwendung das Wasser der Moorgebiete dadurch genießbarer wurden.
Die Segnungen der französischen Revolution, die Anfang des 19. Jahrhunderts auch Ostfrioesland erreichten, lauteten: Liberté, Egalité, Fraternité - was in Ostfriesland gerne verstnaden wurde als: Lieber Tee!
Die Folge dieser Entwicklungen ist heute noch nachvollziehbar. In Deutschland beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch von Tee bei jährlich 172 Gramm. In Ostfriesland liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei mehr als 3 Kilogramm im Jahr - das ist mehr als das Siebzehnfache des deutschen Durchschnittsverbrauch!
Ostfriesland - Teeland Der oben genannte Tee-Verbrauch bestätigt diese Aussage und eine Redensart über Ostfriesland besagt: Ostfriesische Gemütlichkeit hält stets ein Tässchen Tee bereit!
Natürlich schmeckt der Ostfriesentee am besten aus dem hochwertigen Porzellan, das sich in Ostfriesland in beinahe jedem Haushalt findet. Das aufgemalte Muster auf dem Teekessel oder den Tassen ist nicht inbedingt wichtig, das Muster der “Ostfriesischen Rose” ist aber in fast jedem Ostfriesischen Haushalt als Sammelobjekt vorhanden. Der Tee selbst ist eine Mischung aus verschiedenen Sorten der berühmten Tee-Anbau-Gebiete Assam, Darjeeling und Ceylon (Sri Lanka).
Es gibt in Ostfriesland berühmte Tee-Anbieter wie Bünting, Thiele, Onno Behrends, usw., die ihre Mischungen bereits seit mehr als hundert Jahre anbieten, aber auch Kleinunternehmer, z. B. “Tee gefällig”,
Die Zubereitung des Tees
Der Teekesel wird mit heissem Wasser angewärmt Pro Tasse des Gesamtinhalts wird ein gestrichener Teelöffel voll Tee in die Kanne gefüllt. Danach wird heißes Wasser eingefüllt. Auf einer Warmhalteplatte oder einem Stövchen lässt man den Tee 3 Minuten (stimulierende Wirkung) oder 5 Minuten (beruhigende Wirkung) ziehen, dann wird die Kanne mit siedendem Wasser aufgefüllt. In die Teetasse wird ein Kluntje, ein großer weißer Kandis-Kristall eingefüllt.
Vorsichtig wird der Tee über den dabei leise knisternden Zucker gegossen, bis die Tasse etwa zur Häfte gefüllt ist. Ein Sieb hält die Teeblätter zurück.
Mit dem Sahnelöffel wird flüssige Sahne sorgfältig auf den Tee “gelegt”, die Sahne sinkt dann zu Boden und steigt dann wie ein “Wulkje” - ein Wölkchen - wieder nach oben.
Der Tee wird nicht umgerührt. Man genießt den den unterschiedlichen Geschmack, erst etwas bitter und zum Schluss die Süße des Restes. Ist die Tasse leer getrunken, wird der Gastgeber so oft die Tasse nachfüllen, bis der Gast durch das Platzieren des Teeelöffels in die leere Tasse signalisiert, dass er jetzt genug habe. Damit ist auch der Sinn des Teelöffels geklärt.
Ein Sprichwort sagt: Dree bünt Ostfreesen Recht - drei Tassen sind des Ostfriesen Recht (es dürfen aber mehr sein, doch trinkt der höfliche Gast zumindest diese 3 Tassen).
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