Ostfriesland wurde 1866 wieder preußisch. Die preußische Regierung setzte eine Kommission ein "zur Hebung der Zustände in den Moorkolonien Ostfrieslands sowie zur besseren Nutzbarmachung der fiskalischen Moore”. Im Jahre 1876 kam es zur Einrichtung einer Zentral-Moorkommission. 1877 wurde in Bremen eine Moorversuchsstation gegründet. Die Ergebnisse dieser Station wurden als "deutsche Hochmoorkultur” Grundlage weiterer Siedlungsprojekte im Moor.
Nachdem der Ems-Jade-Kanal in den Jahren 1880-88 fertiggestellt wurde, wurde 1890 die Kultivierung des nördlichen Wiesmoores begonnen. Auf beiden Seiten des Kanals wurde ein Gebiet von 2100 ha mit dieser neuen Kulturmethode erschlossen. Das Gebiet war vorher schon teilweise in Moorbrandkultur bewirtschaftet worden und lag seit etwa 30 Jahren brach. Um das Moorgebiet bewirtschaften zu können war, ähnlich wie bei der Fehnkultur, eine gründliche Entwässerung vonnöten. Zu diesem Zweck wurden Entwässerungsgräben rechtwinklig zum Ems-Jade-Kanal ins Moor hinein getrieben. Diese 1 Meter breiten und 1 Meter tiefen Gräben waren gleichzeitig die Grenze zu den Nachbargrundstücken. Dazu wiederum im rechten Winkel wurden Gräben von 0,5 Meter Breite und 0,6 Meter Tiefe angelegt, die in die vorher beschriebenen Gräben entwässerten. Auf den derart gewonnenen Grundstücken baute die Moorverwaltung die Siedlungshäuser. Erst danach wurden die Parzellen an siedlungswillige Kolonisten vergeben. Die Bearbeitung des Grundes war durch die Moorkommisssion vorgegeben, der Kolonist hatte keine eigene Entscheidung. Das Hochmoor wurde durch mehrfaches Hacken aufgelockert (Getreideland 2x, Kartoffelland 3x) und dann mit 90 Zentner gebranntem Kalk pro Hektar entsäuert. Darauf folgte die eigentliche Düngung mit Kainit, Thomasschlacke und Chilesalpeter. Im Anschluß an die Düngung erfolgte die Aussaat. Auf jedem Kolonat wurde 1 ha Roggen und 1 ha Kartoffeln ausgebracht. Jedes Jahr erhielt der Kolonist einen weiteren Hektar mit Roggen besät hinzu. Weil nicht genügend Arbeitskräfte vorhanden waren, wurden zu den anstehenden Arbeiten auch Strafgefangene einegsetzt. Diese Gefangenen wohnten in eigens errichteten Baracken und wurden auch zur Erntearbeit herangezogen. Anfangs wurden die Siedlungshäuser als Fachwerkhäuser errichtet, doch wegen der Haltbarkeitsprobleme infolge der Nässe wurde schon kurz darauf massiv gebaut. Der entstehende Ort erhielt nach von Marcard, Unterstaatssekretär im preußischen Innenministerium, den Namen Marcardsmoor.
Seit einiger Zeit hat Marcardsmoor seine eigene Website.
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