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Tatjebrücke und Franzosenstein
Folgt man am Rande des Dorfes Timmel in Großefehn dem Timmeler Hauptweg in Richtung Bagband und Neufehn, gelangt man an einen historischen Ort: Die Tatjebrücke und der Franzosenstein. Die Tatjebrücke ist eng mit der Entstehung Spetzerfehns verbunden. Im Jahre 1736 bauten die Timmeler einen Kanal vom Boekzeteler Meer bis Ulbargen aus. Der Kanal ermöglichte ab 1746 die Entstehung der Moorsiedlung Spetzerfehn, wo viele Timmeler als Kolonisten sich eine Existenz schufen. Tatje Egberts, die Witwe des Verwalters des fürstlichen Vorwerkes in Timmel, musste sich damals verpflichten, eine Brücke zu bauen, die bis heute ihren Namen trägt.
An dieser Stelle erinnert ein Gedenkstein daran, dass es in dieser friedlichen Landschaft am 14. April 1811 zu einem Feuergefecht zwischen französischen Truppen und ostfriesischen Seeleuten kam. Einem französischen Trupp Soldaten wurde von Fehntjer Schiffern hier in den Meeden der Weg verlegt. Nachdem scharfe Schüsse gewechselt wurden, musste sich der unterlegene französische Trupp unverrichteter Dinge wieder nach Aurich zurückziehen.
Was war der Grund für diese lokale Revolution? Kaiser Napoleon hatte fast ganz Europa erobert, nun wollte er auch noch die Seemacht England bezwingen. Dazu waren erfahrene Seeleute vonnöten. Das damals von Frankreich besetzte Ostfriesland sollte 300 Mann stellen, die von insgesamt etwa 2600 Seeleuten ausgelost werden sollten. Schon in Leer und Detern kam es bei solchen Auslosungen zu Unruhen, noch nie hatte es eine Wehrpflicht für Ostfriesen gegeben! Bei der Auslosung im Auricher Schloss kam es durch die Schiffer des Kantons Timmel zu einen Eklat, in dessen Verlauf der französische Präfekt zwei Schläge mit einem Knüppel in den Nacken erhielt und schließlich durch den Schlossgraben flüchtete.
Um die Fehntjer nun zum Militärdienst zu zwingen, wurde am 14. April ein militärisches Kommando nach den Fehnen in Marsch gesetzt. Weil die Fehntjer ihr Leben aber nicht gegen die weit überlegene englische Flotte aufs Spiel setzen wollten, hatten sie sich bewaffnet und den Franzosen in dem sumpfigen, von breiten Tiefs durchzogenen Hammrich den Weg verlegt. Bei der Tatjebrücke kam es dann zum bewaffneten Konflikt, mit dem Ergebnis, dass sich die französische Einheit nach einem Feuergefecht wegen ihrer Unterlegenheit über Timmel nach Aurich zurückziehen musste.
Kurz danach besetzten 600 Mann französische Infanterie Timmel und die umliegenden Fehne, um die Anführer des Aufstandes zu inhaftieren. Die meisten konnten verhaftet werden, andere konnten fliehen, einige bis zur damals britischen Insel Helgoland. Den Verhafteten wurde der Prozess gemacht. Zwei Angeklagte wurden zum Tode verurteilt und auf dem Kirchdorfer Feld bei Aurich erschossen. Viele wurden nach Frankreich deportiert.
Zur Erinnerung an diese dramatischen Ereignisse wurde 1991 an der Tatjebrücke ein Gedenkstein mit folgender Inschrift enthüllt.
Nüms een sien Sklaav! Noit! Schippers Upstand tegen Napoleon Timmel, de 14. April 1811
Als Partnern und Freunden wird’s uns gelingen. Frieden zu bringen: niemals als Feinden. 14.11.1991
Frei nach Aden, Ostfriesland Kalender 1990, S. 153ff.
Tatje´s Bridge and the Frenchmen Stone
If one follows the Timmeler road, at the edge of the village Timmel in Grossefehn, toward Bagband and Neufehn, one comes to a historical marker: The Tatje's Bridge and the Frenchmen Stone. The Tatje's Bridge is closely connected with the origin of Spetzerfehn. In the year 1736 the people of Timmel dug out a canal from the Lake of Boekzetel to Ulbargen. This canal made the founding of the moorland settlement Spetzerfehn possible in 1746. Many people of Timmel found thereafter an existence as colonists or settlers. Tatje Egberts, the widow of the manager of the princely outpost at Timmel, was committed to build a bridge across the canal which to this day is still called "Tatjebrücke" (Tatje´s bridge).
In this peaceful landscape, a memorial stone close to the bridge, reminds us of a skirmish that took place between French troops and East Frisian sailors on April 14, 1811. Skippers of the fehn colonies obstructed the passage of a troop of French soldiers. After sharp shots were exchanged, the French troop, being in an inferior position, had to retreat back to Aurich.
What was the reason for this local revolution? Emperor Napoleon had nearly conquered Europe completely; he also wanted to defeat the sea power England. For that purpose, experienced sailors were necessary. The occupied East Frisia should delegate 300 men, who were to be drawn by lots, of the 2600 East Frisian sailors. Already in Leer and Detern such drawings evoked civil unrest. Never before had a military service been decreed to Frisians! With the drawing at the palace of Aurich, it came to a confrontation by the boat operators of the canton Timmel, and the French soldiers, in which process the French prefect received two strokes on his neck with a cane. He was forced to flee through the moat. In order to force the people of the fehns to now comply with the military service, a military command was sent to the fehns on the 14th of April. However, because the skippers of the fehns did not want to risk their life against the naval supremacy of the English fleet, they armed themselves and blocked the Frenchmen between the swampy meadows and broad waters. At Tatje´s bridge it then came to the armed conflict, resulting with the French unit being forced to retreat via Timmel, to Aurich, because of their inferiority.
Shortly thereafter, 600 French infantry men occupied Timmel and the surrounding fehns, in order to arrest the leaders of the rebellion. Most could be arrested, while others were able to flee, to the then British island of Helgoland. A sentence was handed down to the arrested ones. Two accused were condemned to death and shot on the fields of Kirchdorf close to Aurich. Many were deported to France.
In memory of these dramatic events, a memorial stone was erected next to Tatje´s bridge in 1991, with the following inscription:
Nuems een sien Sklaav! Noit! Schippers Upstand tegen Napoleon Timmel, de 14. April 1811
(no ones slave ever! The skippers rebellion against Napoleon Timmel, April 14th, 1811)
As partners and friends we will succeed to bring peace, never as enemies. November 14th, 1991
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